Mittwoch, 26. November 2014

90 Euro nach Werbe-SMS



Bundesnetzagentur warnt vor Inkasso-Abzocke



Mit dreisten Maschen fordern Betrüger Geld für angebliche SMS-Dienste, warnt die Bundesnetzagentur. Per Post verlangt eine "Europa Inkasso GmbH" mit Sitz in Berlin ungerechtfertigt Mahngebühren. Der Rat der Bundesbehörde ist deutlich: Bloß nicht

Die Mahnungen beziehen sich auf Forderungen der Firmen Telecom Billing Ltd. und International Billing Services Ltd. für angebliche Mitgliedschaften in einem "Premium SMS Club" oder einem telefonischen Chat-Portal. Betroffenen empfiehlt die Bundesnetzagentur derartige Mahnschreiben zu ignorieren.

Um abzukassieren, verschickten die Firmen unverlangt Werbe-SMS. Bei einem Rückruf oder einer Antwort-SMS durch den Empfänger wurden dem Anschlussinhaber Kosten in Höhe von 90 Euro beziehungsweise 49,95 Euro in Rechnung gestellt. Die rechtswidrig genutzten Rufnummern wurden bereits abgeschaltet und ein Inkassierungsverbot verfügt, meldet die Bundesnetzagentur.

Betreiber Europa Inkasso GmbH sitzt im Ausland

"Verbraucher sollten die Mahnungen der Europa Inkasso GmbH genauestens prüfen und nicht voreilig bezahlen", sagt Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur.
Neben beigefügten Überweisungsbelegen zum Konto einer bulgarischen Bank werden in den Schreiben der Europa Inkasso GmbH vielfach Besuche durch Außendienst-Mitarbeiter und die Einleitung einer Zwangsvollstreckung angedroht. Die Firma Europa Inkasso GmbH ist in Deutschland weder als Gesellschaft im Handelsregister eingetragen noch als Inkassounternehmen registriert.

Bundesnetzagentur schaltet Rufnummern ab

Die Bundesnetzagentur wacht über das Telefonnetz und klemmt rechtswidrig genutzte Rufnummern ab. So etwa 2011, als eine Münchner Firma Senioren via automatisierte Werbeanrufe in die Abofalle lockte und abzockte. Damit die Behörde gegen den Verdacht auf Rufnummernmissbrauch ermitteln kann, ist die Mitarbeit der Netzteilnehmer nötig.

Die Bundesbehörde hat eine Telefon-Hotline unter der Rufnummer 0291 - 99 55 206 eingerichtet, wo sich Opfer der jüngsten Betrugs-Masche beraten oder Rufnummern melden können. Weitere Informationen zu Rufnummernmissbrauch hat die Bundesnetzagentur auf ihrer Webseite zusammengestellt.

Samstag, 22. November 2014

Detekt spürt Staatstrojaner auf



Der Virenscanner Detekt soll die acht bekannten Staatstrojaner erkennen können.


Bürgerrechtler haben einen kostenlosen Virenscanner für Windows veröffentlicht, der vor staatlicher Überwachung warnt. Mit der Software namens "Detekt" sollen vor allem Aktivisten und Journalisten einschlägige Spionage-Tools entlarven können. Programme dieser Art können alle Aktivitäten auf einem Computer überwachen und teils sogar steuern.




Der Einsatz von sogenannten Staatstrojanern ist vor allem in Deutschland sehr umstritten. Einige Spähprogramme können praktisch alle Aktionen von Computernutzern aufzeichnen: Sie protokollieren Tastatureingaben, können Kameras und Mikrophone anschalten und Online-Aktivitäten beobachten. Es ist für Opfer sehr schwer zu erkennen, ob ihr Computer mit einem solchen Programm infiziert ist.



Zu den bekanntesten Spionage-Programmen gehören FinFisher FinSpy und HackingTeam RCS. Sie seien zum Teil im Internet zu haben oder würden von spezialisierten Firmen an Regierungen verkauft, erklärten die Aktivisten.



Die Software "Detekt" soll acht Spähprogramme in ihren bekanntesten Versionen aufspüren können. Bisher gibt es sie in einer Version für Windows-Rechner. Sie kann unter resistsurveillance.org heruntergeladen werden.

Detekt kann Staatstrojaner nicht löschen

Der Virenscanner könne allerdings keine Staatstrojaner blocken oder entfernen, warnen die Entwickler. Gibt es Anzeichen einer Infektion, sollte der Computer umgehend vom Internet getrennt und ein Spezialist zu Rate gezogen werden. Schlägt Detekt trotz einem begründeten Verdacht keinen Alarm, sei das kein Grund zur Entwarnung, heißt es auf resistsurveillance.org.
Nach der Veröffentlichung von Detekt würde einige Hersteller den Code ihrer Staatstrojaner anpassen, um eine Entdeckung zu vermeiden. Zudem seien vermutlich noch unbekannte Spionage-Tools im Umlauf.
Hinter der Entwicklung von Detekt steht der renommierte Sicherheitsforscher Claudio Guarnieri, die Menschenrechtsorganisation Amnesty International, die deutsche Bürgerrechtsinitiative Digitale Gesellschaft e.V. und die amerikanischen Netzaktivisten der Electronic Frontier Foundation (EFF) sowie von Privacy International.

Bundestrojaner in Deutschland einsatzbereit

Auf eine Anfrage der Linkspartei wurde im vergangenen August bekannt, dass das Bundeskriminalamt (BKA) die Entwicklung einer Software zur "Online-Durchsuchung" von Computern – dem sogenannten Bundestrojanerinzwischen abgeschlossen hat.

Die gesetzlichen Hürden für den Einsatz des Bundestrojaners sind jedoch hoch. Im Jahr 2008 urteilte das Bundesverfassungsgericht, dass die Überwachungs-Software nur verwendet werden darf, wenn der Schutz persönlicher Daten gewährleistet ist und konkrete Gefahren für hohe Rechtsgüter bestehen – etwa bei Mord, Terroranschlägen oder Geiselnahmen.

BKA blamiert sich mit Bundestrojaner

Das BKA nutzte jahrelang eine Spähsoftware der deutschen Firma DigiTask. Der Trojaner hatte jedoch zahlreiche Sicherheitslücken und überschritt bei Weitem die gesetzlich vorgeschriebenen Kompetenzen, wie im Oktober 2011 nach einer Enthüllung des Quellcodes durch den Chaos ComputerClub (CCC) bekannt wurde.

Der damalige Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) ordnete daraufhin an, den Bundestrojaner in eigener Regie weiterzuentwickeln. In der Antwort an den Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko von der Linkspartei werden jedoch zwei Unternehmen aufgeführt, die bei der Arbeit an der Quellen-TKÜ-Software "eine unterstützende und beratende Funktion" wahrnehmen: CSC Deutschland Solutions GmbH und 4Soft.

Die deutsche CSC ist als Tochter-Firma des US-Konzerns CSC äußerst umstritten, berichtete "netzpolitik.org". Das Unternehmen ist einer der wichtigsten Dienstleister der NSA.