Der nächste
große Sprung
Microsoft-Chef
Satya Nadella gibt einen Ausblick auf Windows 10.
Der
Software-Riese Microsoft hat einen weiteren Einblick in das Design und die
Funktionen von Windows 10 gegeben. Das nächste Windows
läuft auf traditionellen PCs
ebenso wie auf Tablets, Smartphones
und der Spielkonsole Xbox One.
Während die mit Windows8 eingeführten Kacheln deutlich in
den Hintergrund getreten sind, machen die neuen "universellen Apps" und der Sprachassistent Cortana
einen großen Teil von Windows 10 aus.
Bereits
im Oktober 2014 gab Microsoft einen ersten Eindruck von Windows 10. Seitdem
haben sich laut Microsoft etwa 1,7 Millionen Menschen für das
Entwickler-Programm Windows Insider registriert, um ein Wörtchen bei der
Entwicklung von Windows 10 mitzureden. Die Teilnehmer reichten über 800.000
Beiträge zu 200.000 Themen ein, erklärte Windows-Chef Terry Myerson in
Microsofts Visitor Center in Redmond.
Windows
werde sich künftig weg von einem üblichen Betriebssystem hin zu einem
Service entwickeln, erklärte Myerson. Zahlreiche Dienste sollen für die
Verwendung von mobilen und stationären Geräten miteinander verknüpft werden.
Auch werde Windows 10 für Nutzer von Windows 7, Windows8.1
und WindowsPhone 8.1
im ersten Jahr kostenlos erhältlich sein. Eine komplette Neuinstallation sei
dabei nicht notwendig, denn Windows 10 wird nach seiner Fertigstellung als
Upgrade ausgeliefert.
Microsoft-Chef
Satya Nadella hatte Windows 10 zuvor als einen "fundamentalen Sprung in
eine neue Generation" dargestellt. Das Betriebssystem wird voraussichtlich
im Herbst 2015 erscheinen. Eine Vorschau-Version existiert bereits, doch sie
ist noch sehr unfertig und nicht deutschsprachig. Eine erste echte Vorversion
von Windows 10 wird ab kommender Woche erwartet.
Ein Windows für
alle Geräte
Joe
Belfiore, Microsofts Vize-Präsident für die Entwicklung von Betriebssystemen,
zeigte dann, wie das neue Windows auf PCs, Tablets und Smartphones aussieht.
Auf dem PC macht auf den ersten Blick das wiedergekehrte Startmenü den größten
Unterschied zum unbeliebten Vorgänger. Die an das Kachel-Design angelehnte
Programmübersicht lässt sich auch im Vollbildmodus öffnen. Die von Windows
Insidern als verwirrend bezeichneten "Settings" in Windows 8.1 wurden
mit der aus Windows 7 bekannten Systemsteuerung zu einer Schaltzentrale
zusammengeführt.
Windows-Apps
passen sich automatisch an die Display-Größe und Gerät an. Wird etwa ein
Hybrid-Rechner wie das Surface nicht mehr als Notebook, sondern als Tablet
genutzt, wechseln geöffnete Windows-Fenster automatisch in den Vollbild-Modus.
Dennoch lassen sich Anwendungen wie auf einem konventionellen PC nebeneinander
anzeigen und gruppieren.
Cortana
übernimmt das Ruder
Ein
wesentlich grundlegenderes Element von Windows 10 ist aber die
Sprachassistentin Cortana, die, glaubt man Microsofts Vorstellung, deutlich
smarter und humorvoller als bisher auf Nutzerfragen reagiert. Als Belfiore etwa
fragte, welche Mannschaft dieses Jahr den Superbowl gewinnen wird, gab Cortana
keine eindeutigen Prognose, sondern errechnete wie gut die Chancen für
Belfiores Lieblingsteam stehen.
Microsoft
hat seinem Sprachassistenten offenbar beigebracht, Informationen zuverlässiger
miteinander zu verknüpfen und ihre Antworten genauer auf jeden Nutzer
abzustimmen. "Hey Cortana, was weißt Du über mich?", fragte Belfiore
und versuchte damit der vermeintlichen Kritik von Datenschützer zuvorzukommen.
Alles was er sie über sein Notebook habe wissen lassen, antwortete die computergenerierte
Stimme. Der Nutzer könne persönliche Informationen gezielt vor Cortana
verstecken, so die Botschaft.
Dabei
ist Microsofts Sprachassistent eine ernstzunehmende Suchmaschine. Per Sprachbefehl
lässt sich nicht nur die lokale Festplatte, sondern auch
der Online-Speicher Microsoft Drive
sowie der Microsoft Store durchstöbern. Wer lieber tippt als spricht, erhält
während des Schreibens automatisch Suchvorschläge mit direkten Links zu
passenden Karten, Bildern und Apps.
Windows 10 auf
dem Smartphone
Auf
Mobiltelefonen unterscheidet sich das kommende Windows optisch kaum von Windows
Phone 8.1. Microsoft überarbeitete jedoch das Menü für
"Einstellungen". Außerdem lässt sich das Keyboard beliebig auf dem
Display verschieben eine nützliche Funktion für alle, die mit einer Hand auf
einem Phablet tippen möchten.
Zudem
soll der überarbeitete Messenger SMS-Nachrichten und Nachrichten über Apps wie Skype besser
zusammenbringen.
Universelle Apps
für Windows 10
Ein
weiterer Eckpfeiler in Microsofts Ökosystem sind die universellen Apps, die
sich durch vereinheitlichte Bedienelemente und Synchronisationsfunktionen
auszeichnen. Belfiore veranschaulichte dies an Office, welches auf Smartphones
und kleineren Tablets bereits vorinstalliert ist. Neu an der Office-App ist das
Menüband Ribbon, das Microsoft mit Office 2007 eingeführt hat. Auf Smartphones
und Tablets lässt es sich mit einem Wisch von unten nach oben aufrufen und
stellt alle gängigen Formatierungs-Funktionen wie "fett",
"kursiv" und "unterstrichen" zur Verfügung. Die Ribbons
sollen auch in der Outlook-Version für Smartphones die Bedienung erleichtern.
Fotos
beispielsweise lassen sich unter Office und Windows 10 automatisch mit allen
verwendeten Geräten synchronisieren. Neue Bilder werden über die Microsoft
Cloud automatisch an alle Geräte eines Nutzers geschickt und von
Schönheitsfehlern wie etwa roten Blitzlicht-Augen bereinigt.
Der neue
Browser: Projekt "Spartan"
Wie
bereits vermutet, zeigte Microsoft unter der Bezeichnung "Spartan"
auch seinen neuen Browser für Desktop-PC
und Smartphone. Der Browser wirkt, wie der Name bereits sagt äußerste
bescheiden, unter der Oberfläche schlummern aber nützliche Funktionen, etwa für
Notizen: Mit Spartan lassen sich einzelne Bereich einer Internetseite etwa ein
Absatz eines Nachrichtenartikels markieren, im Notizbuch speichern oder auf
sozialen Netzwerken teilen.
Darüber
hinaus will Microsoft einen Reader-Modus einführen, der ähnlich wie die
Druckvorschau in Firefox alle
unwichtigen Elemente einer Seite ausblendet. Auch Cortana wurde in dem Browser
integriert. Wer etwa "Wetter" in die Adresszeile eintippt, bekommt
prompt eine Temperaturvorhersage, ohne einen speziellen Wetterdienst ansurfen
zu müssen. Eine erste Testversion von Spartan soll in den nächsten drei bis
fünf Monaten erscheinen.
Spiele von der
Xbox auf das Tablet streamen
Der
Chef des Xbox-Teams Phil
Spencer demonstrierte, dass auch Microsoft Spielkonsole mit Windows 10 enger in
die gesamte Produktfamilie integriert wird. So sollen sich auf der Xbox One
gespeicherte Spiele auch vom PC oder Tablet aus öffnen und spielen lassen. In
der kurzen Demo eines Autorennspiels klappte dies ohne jegliches Ruckeln.
Was bringt
Windows 10 für Unternehmen?
Während
neue Servervarianten immer Vorteile im Vergleich zu den Vorgängern bringen,
stellt sich bei einem neuen Desktop-Betriebssystem oft die Frage nach dem Sinn
einer möglichen Aktualisierung im Unternehmen. In diesem Beitrag erläutert
ZDNet, welche Möglichkeiten und Vorteile der Nachfolger von Windows 8.1 bietet.
Zu
Microsofts eigenen Universal Apps zählen Kontakte, Kalender, Musik, Karten,
Fotos und der E-Mail-Client Outlook. “Diese eingebauten Apps haben ein neues
Design, das auf jedem Gerät dasselbe Look and Feel hat. Inhalte werden auf One-Drive
gespeichert und synchronisiert, was es Nutzern erlaubt, ihre Arbeit auf einem
Geräte zu beginnen und auf einem anderen fortzusetzen”, heißt es in einer Pressemitteilung des
Unternehmens.
Darüber
hinaus bestätigte Microsoft verschiedene vorab durchgesickerte Details. Dazu
gehört die Integration
des Sprachassistenten Cortana in Windows 10. Funktionen wie die Suche
per Spracheingabe oder das Abrufen von Wetter- und Flugdaten erinnern an
Googles digitalen Assistenten Google Now. Joe
Belfiore, Vizepräsident der Operating System Group, demonstrierte aber auch,
wie sich E-Mails per Spracheingabe verfassen lassen. Belfiore zufolge können
Nutzer aus Datenschutzgründen aber festlegen, was Cortana kann und was nicht.
Mit
Windows 10 wird Microsoft zudem einenneuen Browser einführen. Die unter dem Codenamen Spartan entwickelte
Alternative zu Internet Explorer wird für PCs, Tablets und Smartphones zur
Verfügung stehen. “Da sich das Web so schnell weiterentwickelt, glauben wir,
dass die Zeit gekommen ist, einen neuen Browser zu entwickeln”, sagte Belfiore.
Unter anderem will Microsoft durch ein einheitliches Nutzererlebnis erreichen,
dass Anwender öfter auf ihren mobilen Browser zugreifen als bisher.
Einer
Studievon Flurry
zufolge kommen mobile Browser im Durchschnitt nur 22 Minuten pro Tag und Nutzer
zum Einsatz. Auf Apples Geräten werden sie jedoch häufiger genutzt als auf
Geräten mit Windows oder Googles Android.
Nutzer,
die die neuen Funktionen selber testen wollen, müssen sich noch gedulden. Die
nächste Preview von Windows 10 stellt Microsoft erst in der kommenden Woche zur
Verfügung.