Dienstag, 18. März 2014

WhatsApp-Gründer wirbt um Vertrauen

Datenschutz nach Facebook-Kauf

Seit dem Facebook-Aufkauf befindet sich der WhatsApp-Gründer Jan Koum in ständiger Erklärungsnot. In einem Blog-Beitrag hat Koum sein Versprechen erneuert, die Privatsphäre der Nutzer zu wahren und auch unter dem Facebook-Dach eigenständig zu bleiben. Doch einige Fragen bleiben weiterhin ungeklärt.


Koum schrieb, dass WhatsApp seine Nutzer nicht nach Namen, E-Mail-Adresse, Geburtstag oder Anschrift fragen werde. Mit dem Beitrag wolle das Unternehmen Missverständnisse aus der Welt räumen. Seine Kindheit in der Sowjetunion der 80er-Jahre habe sein Bedürfnis nach Privatsphäre geprägt. 

"Wir wissen nicht, wo ihr arbeitet. Wir kennen eure Vorlieben nicht oder was ihr im Internet sucht und wir sammeln nicht eure GPS-Daten", schrieb Koum. Berichte, die das Gegenteil behaupten, bezeichnete der WhatsApp-Gründer als unbegründete und vor allem verantwortungslose Spekulationen, da sie die Nutzer verunsichern würden.

Auch der Kauf durch Facebook ändere an der Haltung von WhatsApp nichts. "Wenn die Übernahme durch Facebook bedeutet hätte, dass wir unsere Überzeugung ändern müssten, hätte wir ihr nicht zugestimmt", versicherte der Unternehmensgründer. 

Doch ein Blick in die App-Berechtigungen lässt den Nutzer einen anderen Eindruck gewinnen. WhatsApp verlangt die Berechtigung, den präzisen Standort abzufragen. Beim iPhone-System iOS taucht die Standortabfrage ebenfalls auf. Das kann der Nutzer wie bei jeder anderen App verweigern, doch diese Option selbst kann als Hinweis darauf gedeutet werden kann, dass die App diese Daten doch in irgendeiner Weise abfragt. 

 Bekommt Facebook die WhatsApp-Daten?

Ebenfalls unklar bleibt Koum beim Datenabgleich mit Facebook. Das Netzwerk hat WhatsApp für einen Milliardenbetrag gekauft, das Sammeln von Daten ist eines der Geschäftsbereiche, mit denen Facebook Geld verdient. Facebook weiß über die Interessen seiner Nutzer Bescheid, WhatsApp hat die Adressen. Es ist nur schwer vorstellbar, dass WhatsApp Facebook die Weitergabe verweigern kann. 

Immerhin beginnt WhatsApp seinen löchrigen Datenschutz etwas zu verbessern. Das jüngste Update gibt dem Nutzer die Möglichkeit, sich selbst weniger sichtbar zu machen. Die Online-Ausgabe der Wochenzeitung Die Zeit bemerkt jedoch zutreffend, dass die hier volle Sichtbarkeit voreingestellt ist. Wem die Sicherheit wichtig ist, der würde exakt das Gegenteil als Standard setzen.

Facebook will WhatsApp sicherer machen

Unterdessen plant Facebook, die Sicherheitsprobleme von WhatsApp zu lösen. Das sagte Scott Renfro dem "Spiegel". Die App soll in das "White Hat Bounty Program" aufgenommen werden, bei dem Hacker Sicherheitslücken in den Diensten großer Konzerne suchen.

Zudem arbeite das Sicherheitsteam und Renfro eng mit WhatsApp zusammen. "WhatsApp wird eigenständig bleiben, aber ähnlich wie bei Instagram und anderen Übernahmen werden wir eng zusammenarbeiten, um zu gewährleisten, dass wir sichere Anwendungen bauen", sagte der Sicherheitsexperte dem deutschen Nachrichtenmagazin.

So sicher wie Threema wird WhatsApp nicht

Bei der Verschlüsselung werde WhatsApp Kompromisse eingehen müssen. So sicher wie Threema mit konsequenter Ende-zu-Ende-Verschlüsselung werde WhatsApp nie werden. Je besser die Verschlüsselung, desto umständlicher sei die Bedienung. "Das ist frustrierend und deswegen auch die große Herausforderung für uns: Ein Modell zu finden, wie auch unsere Großeltern absolut sicher kommunizieren können", sagte Renfro.

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